Deloit­te CFO Sur­vey Herbst 2022

Die Herbst-Aus­ga­be 2022 des Deloit­te CFO Sur­vey bestä­tigt die Befürch­tun­gen aus dem Früh­jahr: Durch Fak­to­ren wie Geo­po­li­tik und Infla­ti­on bricht die Kon­junk­tur ein, der Abschwung ist da. Neben Kon­junk­tur, Risi­ken und Stra­te­gien the­ma­ti­siert die Umfra­ge auch die Dyna­mi­sie­rung der Finanz­funk­ti­on.

2022 sehen sich Deutsch­lands Unter­neh­men mit einer wenig erfreu­li­chen neu­en Rea­li­tät kon­fron­tiert. Eine bei­spiel­lo­se Häu­fung dis­rup­ti­ver Kri­sen und mas­si­ver Risi­ken sorgt für ein her­aus­for­dern­des wirt­schaft­li­ches Umfeld: Ukrai­ne-Krieg, Ener­gie­kri­se, Infla­ti­on, Wirt­schafts­schwä­che in Län­dern wie Chi­na sowie eine deut­lich ver­än­der­te Geld­po­li­tik belas­ten die Kon­junk­tur. Im aktu­el­len Deloit­te CFO Sur­vey äußern sich deut­sche CFOs ins­ge­samt nega­tiv zur Lage. Die Bewer­tung der wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on erreicht dabei neue Nega­tiv-Extre­me. Seit der ers­ten Aus­ga­be des CFO Sur­vey 2012 wur­de die öko­no­mi­sche Unsi­cher­heit nicht der­art hoch ein­ge­stuft. Der Herbst-Sur­vey 2022 zeich­net ein düs­te­res Bild der Situa­ti­on in Deutsch­land und der Euro­zo­ne. Mehr als 50 Pro­zent der Teil­neh­men­den beur­tei­len die aktu­el­le Lage nega­tiv. Gut zwei Drit­tel der Finanz­vor­stän­de rech­nen sogar mit einer wei­te­ren Ver­schlech­te­rung in den kom­men­den zwölf Mona­ten. Ähn­lich pes­si­mis­tisch sind die Geschäfts­aus­sich­ten für das eige­ne Unter­neh­men.

Hohe Infla­ti­on

Einer der Haupt­grün­de für die schlech­ten wirt­schaft­li­chen Aus­sich­ten ist die hohe Infla­ti­on. Die Preis­stei­ge­run­gen wer­den sich aus Sicht der CFOs als hart­nä­ckig erwei­sen. Für 2023 erwar­ten die Teil­neh­men­den eine Stei­ge­rung von 7,1 Pro­zent; 2024 sol­len es noch 4,8 Pro­zent sein. Getrie­ben wird die­ser Trend auch von mög­li­chen Zweit­run­den­ef­fek­ten bei Löh­nen und Gehäl­tern, die eben­falls über­durch­schnitt­lich stei­gen sol­len. Auch wenn die erhöh­ten Kos­ten an die Kun­den wei­ter­ge­ge­ben wer­den sol­len, sin­ken den­noch die Erwar­tun­gen für die Mar­gen, und Plä­ne für Inves­ti­tio­nen und Beschäf­ti­gung wer­den zusam­men­ge­stri­chen. Defen­si­ve Stra­te­gien wie Kos­ten­sen­kun­gen haben nun höchs­te Prio­ri­tät. Neben stei­gen­den Ener­gie­kos­ten zäh­len wach­sen­de Lohn­kos­ten, Fach­kräf­te­man­gel und Geo­po­li­tik nach Ein­schät­zung der teil­neh­men­den CFOs zu den Top-Risi­ken der nächs­ten zwölf Mona­te.

Die glo­ba­len Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie, des Kriegs in der Ukrai­ne und der Lock­downs in Chi­na zwin­gen die Unter­neh­men dazu, geo­po­li­ti­schen Risi­ken eine viel höhe­re Auf­merk­sam­keit zu schen­ken. Die Erhe­bung zeigt, dass ent­spre­chen­de Kon­se­quen­zen gezo­gen wer­den. 19 Pro­zent der Unter­neh­men wol­len geplan­te Aus­lands­in­ves­ti­tio­nen auf­schie­ben. Beson­ders aus­ge­prägt ist dies im Maschi­nen­bau (35 %) und in der Che­mie­bran­che (27 %). Aller­dings reagie­ren nur 6 Pro­zent mit einem völ­li­gen Stopp geplan­ter Aus­lands­in­ves­ti­tio­nen. In der Che­mie- und Auto­mo­bil­bran­che liegt die­ser Anteil sogar bei 0 bzw. 1 Pro­zent. Geo­gra­phisch betrach­tet geht der Trend zum Fri­end- und Re-sho­ring. 70 Pro­zent der Unter­neh­men wol­len in den kom­men­den 12 Mona­ten ver­stärkt in Deutsch­land inves­tie­ren. Ver­gli­chen zu den Ergeb­nis­sen von vor vier Jah­ren haben die Stand­or­te Chi­na (minus 12 %) und Süd­ost­asi­en (minus 5 %) stark an Popu­la­ri­tät ein­ge­büßt, wäh­rend Deutsch­land (plus 7 %) sowie West- und Ost­eu­ro­pa (plus 7 bzw. 6 %) am stärks­ten zuleg­ten. Auch Mit­tel- und Süd­ame­ri­ka (plus 5 %) sowie Nord­ame­ri­ka (plus 2 %) pro­fi­tie­ren.

Diver­si­fi­zie­rung der Lie­fer­ket­ten

Wel­che stra­te­gi­schen Maß­nah­men neh­men die Unter­neh­men in den Blick, um die geo­po­li­ti­schen Risi­ken bes­ser zu mana­gen? Beson­ders wich­tig ist laut der Erhe­bung die Diver­si­fi­zie­rung der Lie­fer­ket­ten (48 %) sowie ein bes­se­res Moni­to­ring geo­po­li­ti­scher Risi­ken (40 %) und eine stär­ke­re Inte­gra­ti­on von geo­po­li­ti­schen Fak­to­ren in Stra­te­gie­ent­schei­dun­gen (40 %). In gerin­ge­rem Umfang wird auch eine Re-Loka­li­sie­rung der Lie­fer­ket­ten geplant (21 %) sowie ein Rück­zug aus geo­po­li­tisch beson­ders ris­kan­ten Märk­ten (19 %) und eine ver­stärk­te regio­na­le Eigen­stän­dig­keit inter­na­tio­na­ler Unter­neh­mens­ein­hei­ten (18 %).